Pascal Danz ‹Memories›

20.5. – 2.7.2022

Die Malerei von Pascal Danz bewegt sich zwischen den Polen Figuration und Abstraktion und thematisiert Fragen der Wirklichkeit und der Möglichkeit ihrer Abbildung. Der durch die Medien gefilterte Zugang zur Realität diente Danz dabei als Grundlage. Seit 1996 trug er Fotografien aus Zeitungen und Zeitschriften, digitale Bilder aus dem Internet sowie persönliche Aufnahmen zusammen, die Ausgangsmaterial für seine Werke und Anreiz für seine malerische Auseinandersetzung waren. Er bearbeitete das Bildmaterial zum Teil digital und unterwarf es seinem eigenen Bild-Konzept, indem er Details eliminierte und so Historisch-Dokumentarisches verunklärte. Oft wählte er unspektakuläre Motive als Reflexionsgrundlage oder Bilder, die wegen ihrer zweifelhaften Abbildungsqualität und nicht unbedingt beabsichtigter „Fehler“ irritierten, wie Überbelichtung oder die bestimmte Wahl des Ausschnitts. Die Behandlung des Lichts und seiner Reflexe zieht sich als roter Faden durch das gesamte OEuvre und hat als bestimmender Faktor Pascal Danz‘ Leidenschaft für die Erforschung der Malerei geprägt. Licht dient nicht nur dazu Dinge sichtbar zu machen, sondern auch, das offensichtliche Motiv durch zu wenig oder zu viel Beleuchtung zu verschleiern. Meisterhaft verstand er es, Nebensächlichkeiten ins Zentrum zu stellen, vermeintliche Hauptmotive auszublenden und fotografische Besonderheiten wie Lichtpunkte oder Überbelichtungen in einem Nachdenken über das Sehen und die Wahrnehmung einzubeziehen. Oft sind so Werke entstanden, die sich durch Reduktion und Fragmentierung auszeichnen und eine suggestiv-distanzierte Wirkung entfalten. Das Gemalte erscheint wie distanziert von sich selbst und schafft eine Leere, in der die Reflexion Raum greift. Den Künstler interessierten diese Leerstellen und die Subjektivität ihrer Wahrnehmung ebenso wie die Auseinandersetzung mit Reproduktionsmedien und deren Beziehung zur Malerei.

Pascal Danz schuf Werkgruppen, die über mehrere Jahre hinweg entstanden. Er charakterisierte Menschen, Situationen, Stimmungen, Gegenstände, Interieurs, Stilleben, Stadtbilder, Architekturen und Landschaften, indem er sie aufs Elementarste reduzierte und in seinen Gemälden als Wiederschein der Illusion von Wirklichkeit darstellte. Über die Auseinandersetzung mit der «Oberfläche» der Malerei erschliesst sich der Zugang zu seiner konzeptuellen Kunst, zu den Gedankengebilden, die dahinter stehen: Fragen der Wahrnehmung, der Wirklichkeit und der Malerei selbst. In der Zurücknahme des Erzählerischen und Anekdotischen, der Reduktion der Farbigkeit und der Vereinfachung der Formen und Strukturen betont Pascal Danz den Prozess des Betrachtens von Kunstwerken als primäres und komplexes Anliegen seiner Malerei.

Caroline Komor Müller 2020