Franz Fedier ‹Bunt, schräg und quer. Werke der 1960er- und 1970- Jahre›

4.3. – 2.4.2022

Die Galerie Bernhard Bischoff & Partner zeigt zum 100 Geburtstag des aus Uri stammenden und lange Zeit in Bern ansässigen Malers Franz Fedier (1922-2005) eine Ausstellung mit Werken des Künstlers aus den 1960er- und 1970er-Jahren und damit eine zu Unrecht wenig bekannte Schaffensphase Fediers.

Ein Neuanfang
«Im Sommer 1959 mietete ich vom Antiquar Pia eine Wohnung an der Kesslergasse (heute Münstergasse), um grosse Bilder malen zu können. Ich wollte etwas Neues versuchen, weil ich ein gewisses Misstrauen gegen mein bisheriges gestisches und gestikulierendes Malen spürte. Das überbetont Individuelle, Handschriftliche und Graphologische informeller Malerei war mir suspekt geworden.»

So erinnerte sich der Maler und Zeichner Franz Fedier (1922-2005) vierzig Jahre später an einen der einschneidendsten Wandel in seinem künstlerischen Schaffen. Fedier war als junger Künstler in den 1950er-Jahren mit grossformatigen, gestischen Malereien im Stil des Abstrakten Expressionismus und des Informel berühmt geworden und an internationale Aussstellungen eingeladen worden; so konnte er sein Schaffen in einer Einzelausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf, an den Biennalen in Sao Paolo und Venedig und an der Dokumenta II in Kassel zeigen.

Doch um 1960 wandten sich Künstlerinnen und Künstler der Pop Art und des Nouveau Realisme von der gestisch-abstrakten Malerei ab, weil sie sie für selbstbezogen und eskapistisch hielten, und bezogen unter Verwendung von alltäglichen Motiven und Materialien die moderne Lebenswelt in ihre Werke mit ein. Mit demselben Argument suchte in diesen Jahren auch Franz Fedier, der der Malerei bis zu seinem Lebensende treu bleiben sollte, nach neuen Wegen in seinem Medium. Nach einer kurzen Phase mit Gemälden, in denen er die persönliche Handschrift durch Zufallsprozesse verdrängte, entstanden bald Werke, die sich durch einen glatten Farbauftrag, strenge, geometrische Formen und leuchtende Farben auszeichneten.

Schräg und bunt
Die Galerie Bernhard Bischoff & Partner widmet dieser zu Unrecht weniger bekannten Schaffensphase im Werk des bekannten Künstlers nun eine umfangreiche Ausstellung, in der man die Streifenbilder ebenso kennenlernen kann wie die Bilder mit Rahmenformen, die Farbtabellen oder die Winkelbilder, die an die Shaped Canvases des Amerikaners Frank Stella erinnern, mit dem sich Fedier auch theoretisch auseinandergesetzt hat.

Die Werke haben trotz ihrer Entstehungszeit vor sechs Jahrzehnten nichts von ihrer Frische, Leuchtkraft und Energie verloren und wirken in ihrer formalen Einfachheit bei gleichzeitiger visueller Komplexität überraschend zeitgenössisch.

Dr. Heinz Stahlhut 2022